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Brasilien XXL

Brasilien XXL – Seite 4

Auch die grösste Show der Welt, Brasiliens Karneval, ist Kultur – ein weiterer XXL-Superlativ! Wer noch nie in Rio de Janeiro, São Paulo oder Salvador an ihm teilgenommen hat, der kennt doch die bunten Bilder und mitreissenden Rhythmen aus dem Fernsehen: Tausende und Abertausende frenetisch jubelnde Menschen in bunten Kostümen – unter ihnen die hinreissenden, schokoladenbraunen Mulatas im Rausch des Samba – extatische Tänze, wohlgestaltete, sonnengebräunte Körper, verführerische Frauen, in monatelanger künstlerischer Arbeit gestaltete allegorische Wagen und ebensolche Kostüme – der Karneval in Brasilien ist eine Industrie. Schauen Sie mal rein, zum Beispiel in die Spitzengruppen (die “Escolas”) von Rio: Beija-Flor, Caprichosos, Estácio de Sá, Grande Rio, Imperatriz, Império Serrano, Mangueira, Mocidade, Portela, Porto da Pedra, Rocinha, Salgueiro, Unidos da Tijuca, Vila Isabel und Viradouro – sie paradieren jedes Jahr im “Sambódromo” von Rio de Janeiro, um dort vor der Jury und Tausenden von Zuschauern um den heiss begehrten ersten Platz, und damit dem Titel des Jahres, zu kämpfen. Salvador (Bahia) und Recife (Pernambuco) sind empfehlenswerte Orte für denjenigen, der den originellen Strassenkarneval dem der “sophisticated Show” von Rio vorzieht. Hier kann er sich ganz ungezwungen unter die Einheimischen mischen und mit ihnen zum Sound der “Trios Elétricos” Pirouetten drehen, um den Alltag zu vergessen.

Brasilien ist, das haben wir schon angedeutet, ein multi-kulturelles Land durch seine zahllosen Einwanderer aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt. Sie haben alle ihren Teil zur Kultur unseres Landes beigetragen, sei es durch ihren eigenwilligen Lebensstil, ihr besonderes Wissen oder ihr persönliches Verhalten gegenüber dem Nächsten – sie alle formten das brasilianische Volk. Und aus diesem multi-kulturellen Volk sind Künstler der verschiedensten Genres hervorgegangen – auch in der Literatur und der Poesie, wie zum Beispiel Euclides da Cunha, Carlos Drummond de Andrade, Machado de Assis, Rachel de Queiroz – oder die neueren Datums: Vinicius de Morais, Jorge Amado, João Ubaldo Ribeiro, Paulo Coelho, Fernando Verissimo etc. etc. Ein bildender Künstler, wie der behinderte Antônio Francisco Lisboa – besser bekannt unter dem volkstümlichen Namen “Aleijadinho” – hat ganz allein einen XXL-Superlativ geschaffen: die meisten Skulpturen der vielen Kathedralen, Kirchen und Kapellen im historischen Teil von Minas Gerais – zum Beispiel in Sabará, Ouro Preto, Mariana, Congonhas do Campo, São João del Rey, Tiradentes und anderen, stammen von diesem begnadeten Barock-Künstler und seinen Schülern. Unter den weltberühmten Malern aus Brasilien fallen einem sofort Aleijadinhos Zeitgenosse Mestre Athayde und der modernere Candido Portinari ein. Ein Superlativ sind auch die zahllosen Kunsthandwerker Brasiliens – jede Region hat da ihre besonderen Künstler – die aus allen nur erdenklichen Materialien, auch aus Abfallprodukten, die überraschendsten Gebrauchsartikel und ganze Kunstwerke fabrizieren. Sie gehören zur Gilde der Überlebenskünstler, die in unserem Land, zusammen mit den Tausenden von “Camelô-Strassenhändlern“, einen bedeutenden Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen, die im Berufsleben keine Anstellung gefunden haben – oder sie nicht finden wollen.

Brasiliens Wirtschaft hat ebenfalls XXL-Format: sie ist die grösste in ganz Südamerika und steht in der Weltwirtschaft an zehnter Stelle. Aber das Brutto-Inlandsprodukt ist seit 1980 nur gering gewachsen – geringer als in anderen südamerikanischen Ländern. Brasilien besitzt unerschöpfliche und vielfältige, natürliche Ressourcen, die noch nicht einmal alle erforscht oder gar ausgebeutet sind.

Landwirtschaft: Brasilien ist ein riesiges Agrarland. Verarbeitete und unverarbeitete Agrarprodukte machen 30% seines Exports aus – Waldwirtschaft und Fischereiprodukte 12%. Brasilien ist der Welt grösster Kaffee-Produzent und –exporteur und belegt eine Spitzenposition auf dem internationalen Markt mit Soya und Orangensaft – der grösste Teil aus dem Bundestaat São Paulo. Derselbe Bundesstaat produziert mehr als die Hälfte der gesamten Zuckerrohrernte Brasiliens – der grösste Teil davon wird als Treibstoff für Autos oder Elektrizität erzeugende Anlagen destilliert. An dieser Stelle sollte man die neuesten Vorbereitungen zur Herstellung von Bio-Diesel-Kraftstoff nicht vergessen, mit denen unser Land mit seinen riesigen Anbauflächen ebenfalls eine führende Rolle in der Weltwirtschaft belegen wird.

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